Niemandsland (8)

8.

Sein Begleiter führte ihn zu einer Bar, die mit grellem Neonlicht über der Eingangstür, Nachtschwärmer zu sich lockte, wie Laternen es mit Faltern tun. Es war eine der letzten offenen Vergnügungsmöglichkeiten, die um diese Zeit nicht geschlossen war.
Als sie den Laden betraten, empfing sie dröhnende Musik, aus unsichtbar im Raum verteilten Lautsprechern, die jedes Wort, welches sie sprachen verschluckten.
»Lass uns an die Theke sitzen.« Schrie ihm der Hüne zu.
Er verstand das kaum, konnte aber, an der Bewegung des Mundes und der kurzen Kopfbewegung ablesen, was gemeint war.
Sie setzten sich auf zwei Barhocker und warteten auf den Theker.
»Du brauchst einen Namen.« Stemmte sich der Hüne mit seiner Stimme gegen die Musik.
»Hast du einen?«
Er nickte.
»Terrence.«
»Und wie soll ich heißen?«
Sein Gegenüber sah ihn langsam von unten nach oben an.
»James.«
»Aber das passt nicht hierher. Es sollte ein deutscher Name sein.«
Der Hüne schüttelte den Kopf.
»Das ist eine Weltstadt. Hier gibt es alle Namen. Dann machen wir Jim, aus James, damit du nicht, wie ein englischer Butler klingst. Besser?«
Der frisch getaufte Jim nickte.
Im nächsten Moment kam der Theker.
»Was kann ich euch bringen?«
»Zwei Scotch und Arkis.«
Der Theker musterte die beiden prüfend mit seinem Blick.
»Du solltest Arkis sicher kennen, wenn ich ihn rufe. Sonst habt ihr keinen Spaß.«
Terrence sah dem Theker entspannt in die Augen.
»Weil ich Arkis kenne weiß ich sicher, dass wir Spaß haben werden.«
Der Theker zuckte mit den Schultern.
»Wie du meinst.«
Er verschwand und Jim sah, wie er sich erst ein Telefon griff und ein kurzes Telefonat erledigte und dann die Whiskey mixte.
»Wer ist Arkis?«
»Erfährst du gleich.«
»Warum sind wir hier?«
»Du wolltest doch, den schnellen Weg nach Hause versuchen.«
Das Gespräch verebbte. Beiden war es zu anstrengend gegen die laute Musik anzuschreien.
Nach einer Weile kamen erst die Whiskeys und kurz darauf ein kleiner, schlanker Mann mit einem Spitzbart und kurzen, hellbrauen Haaren, der sie aus hellen Augen aufmerksam ansah.
Er wandte sich zielstrebig an Terrence.
»Hallo Terry, du mal wieder hier? Was kann ich für dich tun mein Freund.«
Terrence deutete auf Jim und erklärte.
»Wir zwei wollen noch ein wenig Party machen und ich dachte, du könntest uns helfen.«
»Ist er sauber?«
»Klar. Hätte ich ihn sonst her gebracht?«
Arkis musterte den zweiten Besucher und sah dann wieder zu Terrence.
»Der ist aber nicht aus der Stadt.«
»Nein, er ist von weiter weg.«
»Dann kommt in mein Büro. Da habe ich ein paar nette, frische Pillen.«

© E.S. 2024

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3 Kommentare zu „Niemandsland (8)“

  1. Wurde aus James erst Jim und dann Hans oder wer ist Hans?

    „Lautsprechern, die jedes Wort, welches sie sprachen zu verschluckten“ … ich denke, das zu vorm verschlucken ist zuviel?

    Es wird langsam etwas klarer für mich und die Spannung steigt weiter.

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    1. Habe jetzt die Korrekturen umgesetzt und bin doch bei Jim für den Protagonisten geblieben. Bin aber nicht überzeugt, dass ich dabei bleiben werde 🙂

      Aktuell ist die Seite noch so schwach besucht, dass ich mich kümmere, wenn ich gerade die Zeit dazu finde. Bin aber sehr froh um deine Hinweise.

      Für meine Veröffentlichungen ist mein Rückzug von WordPress nicht gut. Da merke ich doch einen Unterschied. Aber zeitlich ist es nicht anders machbar.

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