Niemandsland (9)

9.

Jim erwachte mit einem dröhnenden Schädel, pochenden Schmerzen in den Schläfen und dem Gefühl lange nichts getrunken zu haben. Seine Lippen waren trocken und fühlten sich rissig an.
Er drehte sich mühsam auf die Seite und richtete sich auf.
Offensichtlich hatte er in seinen Kleidern geschlafen. Er sah sich um und stellte beruhigt fest, dass er sich wieder in seinem Zimmer befand. Wie er dort hin gekommen war erinnerte er nicht.
Terrence war verschwunden.
Hatte er ihn zurückgebracht?
Keine Erinnerung.
Doch! Eine: sie waren in das Büro von – wie hieß er?
Wieder ein Moment ohne Erinnerung.
Dann kam es doch.
In das Büro von Arkis gegangen.
Terry wollte ihm eine Reise nach Hause ermöglichen.
Weiter kam er nicht.
Auf dem Boden, neben dem Bett, stand eine Flasche Mineralwasser.
Er griff sie und trank sie zur Hälfte leer. Es war, als hätte er den halben Liter, in eine Wüste geschüttet. Sein Durst war unvermindert, aber sein Magen weigerte sich, mehr Flüssigkeit aufzunehmen.
Okay wie viel Uhr war es eigentlich? Jim griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch.
Aber dort lag es nicht.
Er sah mich um. Sein Mantel lag auf dem Boden, neben seinen Schuhen.
Er stand auf und geriet ins Schwanken. Als sich sein Kreislauf beruhigt hatte, ging zu seinem Mantel, ging vorsichtig in die Knie und tastete alle Taschen ab.
Sein Kopf drohte bei jeder Bewegung zu explodieren, als schlüge eine heiße Faust von hinten gegen seine Stirn.
Aber es war nicht umsonst. Er fand sein Handy.
Damit der Schmerz nachließ flüchtete er sich zurück auf sein Bett, wo er sich, von seiner Odyssee erst mal erholen musste.
Er entsperrte das Handy und sah auf die Uhr.
Es war vier Uhr am Nachmittag.
Okay. Da waren fast 16 Stunden die ihm fehlten.
Er stand wieder auf, machte jedes Licht im Zimmer an, als würde ihm das helfen, die Dunkelheit in seinem Kopf zu beseitigen.
Dann ging er ins Bad, in der Hoffnung, eine Dusche würde ihn wieder auf die Beine bringen.
Ihm war unbehaglich. Er fühlte sich schwach und angreifbar. Es nutzte nichts, dass er in der Tiefe seines Denkens wusste, dass er eine Existenz der höheren Ordnung war. In diesem Moment war er Gefangener in einem Menschenkörper, mit ganz existentiellen irdischen Sorgen.
Wieder versuchte er den letzten Zipfel Erinnerung zu fassen, bei dem er sicher war, dass er ihn erlebt hatte.
Er war mit Terrence in die Bar gegangen. Gab es Terrence? Ja, er war ihm begegnet und sie waren zusammen in einer Bar gewesen.
Terry, mochte nicht wirklich so heißen, aber diesen Namen hatte er sich gegeben, so wie er nun Jim hieß. Das stellte er als Tatsache fest, auch, wenn ihm jede Tatsache fraglich erschien.
Sie hatten an der Theke gesessen, bis Arkis kam. An Details erinnerte er sich nicht. Aber er erinnerte sich, dass Terrence behauptet hatte, dass es für ihn kein Zurück gab.
Der Gedanke, dass es so sein könnte, löste Panik in ihm aus.
Er versuchte sich zu beruhigen. Versuchte sich klar zu machen, was seine Optionen waren. Im fiel ihm nur eine ein: Er musste Terrence finden oder hoffen, dass der ihn, im Verlauf des Tages, wie am Abend zuvor aufsuchte.
Das war, im Moment, dass einzige was er tun konnte: warten.
Er ging zum Fernseher, schaltete ihn ein und wählte einen Nachrichtenkanal.
Er ließ die Nachrichten auf sich einprasseln, wie Regentropfen die auf eine Scheibe prasseln.

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