Niemandsland – No man´s land – (7)

Je länger ich lebe …

»The longer I live, the more convinced am I
that this planet is used by other planets as a lunatic asylum.«
George Bernhard Shaw

7.

Gemeinsam verließen sie das Hotel und liefen eine Weile durch die entleerten Straßen der Nacht, schweigend, jeder in seinen eigenen Gedanken.
Irgendwann fand er, die eine Frage, für die er bis dahin, keine Worte gefunden hatte, die ihn aber intensiv beschäftigte.
»Wenn du oder ihr, nichts Böses mit den Menschen im Sinn habt, wieso erklärt er ihr ihnen nicht einfach, dass die Welt, in der sie leben, extra in dieser Form für sie erschaffen wurde?«
Der Hüne sah nicht zu ihm herüber, als er antwortete: »So weit sind die Menschen nicht. Sie leben hinter der Barriere eines Ichs. Ihr Bewusstsein würde diese Erkenntnis nicht verkraften. Das ist Teil der Konstruktion.«
»Du meinst eurer Folter.«
»Nein der Konstruktion. Sie basiert darauf, dass man nicht alles erkennen kann. Außer man ist so weit oder kennt die Wege sich einen schnellen Einblick zu verschaffen.«
»Was meinst du mit ›man ist so weit‹ und was sind ›die Wege‹?«
»Das erkläre ich dir noch.«
»Dann erkläre mir zumindest, warum ihr die Erde benutzt, um einige von uns auszusetzen. Ich habe den Eindruck, dass ihr das andere Leben auf der Erde benutzt, um eure Spielchen mit denen zu treiben, die ihr entführt habt. Warum ihr das tut, ist mir rätselhaft.«
»Das kommt daher, weil du bislang nur das Schlechte siehst.«
»Es gibt auch Gutes?«
»Natürlich gibt es das. Es ist nicht so, wie du es siehst. So ist es geworden. Am Anfang war unser Verhältnis zu den Menschen und das Dasein, in einem ihrer Köper nicht belastet. Auf die Erde gebracht zu werden, war ein Abenteuer, keine Strafe.«
»Ein Abenteuer?«
»Ja, für die, denen ein Leben im Sein, im Wissen und der Glückseligkeit langweilig wurde, die sich ins Werden, ins Vergessen und die Gefahr stürzen wollten, war es ein Abenteuer auf die Erde zu kommen.«
»Und was hat sich verändert?«
»Was immer geschieht, wenn Disharmonie entsteht: es kam zu Unfällen und zu Missverständnissen. Der Zufall trieb sein Spiel. Es entstanden Zerwürfnisse, Misstrauen und Unverständnis. Die Verbindung zur Vergangenheit und Herkunft ging verloren.
Wer hier war, versuchte nicht mehr, in der Welt, wie sie war zu Recht zu kommen, um seine Lektion zu lernen. Die Herabgestiegenen versuchten die Welt zu verändern, sie versuchten sie zu verbessern, wie sie glaubten, dass die Welt besser wäre. Während wir versuchten sie zu bewahren. Es ging immer mehr durcheinander, bis das Leben in den Zustand geriet, in dem du es jetzt vorfindest.«
»Warum hat der Rat das nicht gestoppt? Er hätte die Macht, alles auf Null zu stellen.«
»Darum geht es auf der Erde nicht. Es geht darum Folgen zu lernen, es geht darum Verantwortung zu fühlen und zu übernehmen, darum ein bewusstes, umsichtiges, duldsames Leben zu bestreiten und sich jeweils für das Richtige zu entscheiden. Es geht darum, aus einem unwissenden, unbewussten Geschöpf zu einem erwachten Wesen zu werden.«
»Ihr wollt also, dass es die richten, die den Schaden angerichtet haben, obwohl sie nicht wussten, was sie taten? Da macht ihr es euch leicht. Ihr seid die Wächter! Ihr habt die Fäden in der Hand und sorgt dafür, dass jeder sein Schicksal erhält. Ihr hättet verhindern können, dass die Herabgestiegenen anfangen die Welt zu verändern.«
»Vielleicht! Aber, du irrst, wenn du glaubst, wir nehmen jemand sein Schicksal ab. Außerdem war die Erschaffung der Erde und ihre Besiedlung ein gemeinsamer Entschluss. Wir haben die Erde so gebaut und ihr Mechanismen zur Entwicklung hinterlegt, wie es im Rat entschieden wurde.«
»Davon wusste ich nicht.« Beschwerte er sich.
»Von dieser Entscheidung wussten wenige. Dieser Beschluss wurde, in der Kernsphäre, gefasst, um eine Spielwiese gegen göttliche Langeweile zu schaffen.«
»Eine Spielwiese? Diese Hölle nennst du eine Spielwiese?«
»Exakt. Du glaubst, du wärst in einer Strafkolonie und denkst, wer Fehler macht, muss auf die Erde. In Wirklichkeit entscheidet ihr euch dafür. Manchmal erinnert ihr euch für Momente daran. Hast du, seid du hier bist, von den Griechen gehört?«
»Kann sein.«
»Die Griechen, eine frühe Hochkultur auf der Erde, glaubten, die Götter würden mit den Menschen spielen, um sich zu amüsieren. Darüber haben sie viele Mythen erschaffen. Die alle in die Nähe der Wahrheit kommen. Die Griechen, fanden fast die Wahrheit, weil sie nicht glauben konnten, dass sie selbst diese Götter sind.«
»Du meinst, wir sind hier, weil wir es so wollen? Wir erinnern uns absichtlich nicht, uns für das Abenteuer Leben entschieden zu haben? Wir erleiden die Qualen freiwillig?«
Der Wächter vermied mich direkt anzusehen.
»Wie ich sage, zumindest war es so zu Anfang. Jetzt holen wir euch, damit ihr mit Menschen-Mitteln die Erde wieder in Ordnung bringt. Die Tiere und Pflanzen leiden unter den Veränderungen die ihr geschafft habt, weil ihr euch gegen die Bedingungen aufgelehnt habt.«
»Warum wurde das nicht im Rat diskutiert? Wir hätten andere Lösungen finden können, als die, die Erde in eine Hölle zu verwandeln, in der man sich nur für das Rad der Rache oder den Stillstand der Vergebung entscheiden kann.«
»Wir sind Götter! Weshalb sollte uns die Strafe, für unsere Verfehlung erspart werden. Als Götter könnten wir in einer Sekunde die Welt in Ordnung bringen, aber diesen einfachen Weg verdienen wir nicht.«
Er war fassungslos. Er konnte die Konsequenz nachvollziehen, welche die Herabgestiegenen zu tragen hatten, aber eine ganze Schöpfung litt unter diesen Folgen.
»Also wird sich das Elend immer weiterentwickeln, weil blind gewordene Götter versuchten sich eine Welt schöner zu gestalten, als sie ist und sie dabei seid Jahrtausenden verheeren?«
»Das ist die Folge. Deshalb das Sterben, damit sich alle immer wieder erinnern woher sie kommen, ehe sie wieder hinabsteigen und versuchen es im nächsten Durchgang besser zu machen.
Als Menschen haben wir für unser eigentliches Zuhause viele Namen erdacht. Ich denke, was die Menschen sich unter Walhalla vorstellen, passt am ehesten. Aber es gibt auch andere Begriffe: Paradies, Nirwana, Dschanna, Shangri-La, Moksha.«
»Was ist eure Aufgabe, wenn ihr die Erde ohnehin verkommen lasst?«
»Wir lassen sie nicht verkommen. Wir sorgen dafür, dass die Regeln eingehalten werden, dass das Schicksal sich vollzieht, dass es zu keiner Manipulation kommt, dass keiner sich zu erinnern beginnt, wenn er noch nicht so weit ist und dass Zwischenfälle, wie du, gestoppt werden.«
Er ignorierte das Letzte.
»Was geschieht mit denen, die sich erinnern? Das klingt, wie das was du vorhin gesagt hast: Es gibt Wege sich bewusst zu werden.«
»Ja, sogar zwei. Einer führt zur letztendlichen Erkenntnis und zur Befreiung aus der irdischen Befangenheit, der andere hilft kurz, führt am Ende aber tiefer hinab ins Irdische.«
»Dann zeige mir den schnellen Weg. Vielleicht habe ich Glück und finde doch dadurch einen Weg zurück.«
»Das glaube ich nicht. Obwohl du natürlich die Chance dazu hättest.«
»Zeig ihn mir!«
»Keine gute Idee.«
»Ist es dir lieber, wenn ich hierbleibe und anfange alles aufzudecken?«
Der Hüne schüttelte den Kopf.

© E.S. 2024

*
Je länger ich lebe …

»The longer I live, the more convinced am I
that this planet is used by other planets as a lunatic asylum.«
George Bernhard Shaw

7.

Together they left the hotel and walked for a while through the emptied streets of the night, silent, each in his own thoughts.
At some point he found the one question for which he had not found words until then, but which occupied him intensively.
„If you or you have no evil in mind for humans, why doesn’t he just explain to them that the world they live in was created especially for them?“
The giant did not look over at him when he answered: „People are not that far. They live behind the barrier of an ego. Her consciousness would not be able to cope with this realization. That’s part of the construction.“
„You mean your torture.“
„No, the construction. It is based on the fact that you can’t see everything. Unless you’re far enough or know the ways to get a quick insight.“
„What do you mean by ‚one is so far‘ and what are ‚the ways‘?“
„I’ll explain that to you.“
„Then at least explain to me why you’re using the earth to abandon some of us. I have the impression that you are using the other life on Earth to play your games with those you have abducted. Why you do this is a mystery to me.“
„That’s because you’ve only seen the bad so far.“
„There is also good?“
„Of course there is. It’s not the way you see it. That’s how it turned out. In the beginning, our relationship with people and existence in one of their bodies was not burdened. To be brought to earth was an adventure, not a punishment.“
„An adventure?“
„Yes, for those who were bored with a life of being, knowledge and happiness, who wanted to plunge into becoming, into oblivion and danger, it was an adventure to come to earth.“
„And what has changed?“
„Whatever happens when disharmony arises, accidents and misunderstandings have occurred. Chance drove his game. Rifts, mistrust and incomprehension arose. The connection to the past and origin was lost.
Those who were here no longer tried to get along in the world as it was, to learn their lesson. The descended ones tried to change the world, they tried to improve it, as they believed that the world was better. While we tried to preserve them. It became more and more confused, until life came into the state in which you find it now.“
„Why didn’t the council stop it? He would have the power to reset everything to zero.“
„That’s not what Earth is about. It’s about learning consequences, it’s about feeling and taking responsibility, about living a conscious, prudent, tolerant life and deciding for the right thing in each case. It’s about turning from an ignorant, unconscious creature into an awakened being.“
„So you want those who did the damage to fix it, even though they didn’t know what they were doing? You make it easy for yourself. You are the guardians! You pull the strings and make sure that everyone receives their fate. You could have prevented the descended ones from starting to change the world.“
„Perhaps! But, you are mistaken if you think that we are taking someone’s fate away from them. In addition, the creation of the earth and its colonization was a joint decision. We have built the earth and deposited mechanisms for its development as decided in the Council.“
„I didn’t know about that.“ He complained.
„Few knew about this decision. This decision was made, in the core sphere, to create a playground against divine boredom.“
„A playground? You call this hell a playground?“
„Exactly. You think you’re in a penal colony and think that if you make mistakes, you have to go to Earth. In reality, you choose to do so. Sometimes you remember it for a moment. Have you heard of the Greeks since you have been here?“
„Maybe.“
„The Greeks, an early advanced civilization on earth, believed that the gods played with people to amuse themselves. They have created many myths about this. All of which come close to the truth. The Greeks almost found the truth because they couldn’t believe that they themselves were those gods.“
„You mean we’re here because we want it to? We deliberately do not remember having decided on the adventure of life? We suffer the torments voluntarily?“
The guard avoided looking at me directly.
„As I say, at least it was so at first. Now we are getting you so that you can put the earth back in order with human means. The animals and plants suffer from the changes you have made because you have rebelled against the conditions.“
„Why wasn’t that discussed in the council? We could have found solutions other than turning the earth into a hell where you can only choose the wheel of revenge or the standstill of forgiveness.“
„We are gods! Why should we be spared the punishment for our transgression? As gods, we could put the world in order in a second, but we don’t deserve that easy way.“
He was stunned. He could understand the consequence that the descended ones had to bear, but an entire creation suffered from these consequences.
„So misery will continue to develop, because gods who have become blind have tried to make a world more beautiful than it is and have been devastating it for thousands of years?“
„That is the result. Hence the dying, so that everyone remembers again and again where they come from before they descend again and try to do better in the next round.
As humans, we have come up with many names for our actual home. I think what people imagine by Valhalla is the most appropriate. But there are also other terms: Paradise, Nirvana, Janna, Shangri-La, Moksha.“
„What is your task if you let the earth deteriorate anyway?“
„We won’t let them degenerate. We make sure that the rules are followed, that fate takes place, that there is no manipulation, that no one begins to remember when they are not ready and that incidents like yours are stopped.“
He ignored the last.
„What happens to those who remember? That sounds like what you said earlier: There are ways to become aware.“
„Yes, even two. One leads to ultimate knowledge and liberation from earthly self-consciousness, the other helps briefly, but in the end leads deeper into the earthly.“
„Then show me the fast way. Maybe I’ll be lucky and find a way back after all.“
„I don’t think so. Although, of course, you’d have the chance.“
„Show it to me!“
„Not a good idea.“
„Would you rather I stay here and begin to uncover everything?“
The giant shook his head.

© E.S. 2024

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