Niemandsland – No man´s land – (6)

6.

Vor ihm stand ein Hüne, von zwei Metern. Er wartete nicht ab, sondern drängte sich in das Hotelzimmer, indem er ihn bei Seite schob, wie man einen Pappbecher bei Seite schiebt, der im Weg steht.
Der Eindringling sah sich blitzschnell um, als suche er nach einer Gefahr.
»Bist du allein?« Fragte der Riese.
»Ja.« Antwortete er knapp und überlegte ob, er kämpfen oder fliehen sollte.
»Hast du mit jemand gesprochen?«
»Klar, mit dem Hotelier.«
Der Hüne riss den Kopf herum und starrte ihn an.
Es war nicht der Wächter, dem er gefolgt war. Aber er konnte zu ihm gehören.
»Du weißt, was ich meine: ob du darüber schon mit jemand geredet hast.«
Es machte keinen Sinn sich dumm zu stellen.
»Nein, das habe ich nicht.«
Der Eindringling schien erleichtert.
»Das ist gut.«
Er schloss die Zimmertür mit einer beiläufigen Bewegung.
»Dann lass uns über das reden, was du entdeckt hast.«
»Das gehört vor den Rat.« Stellte er unumwunden fest. »Ich wüsste nicht, weshalb wir reden sollten. Was immer ihr auf der Erde macht, ist ein Verbrechen.«
»Das denkst du, weil du nicht alles weißt.«
»Dann erkläre es mir.«
Der Eindringling dachte nach.
»Das geht so einfach nicht.«
»Weshalb? Bring mich zurück und ich werde vorsprechen. Ihr könnt euch verteidigen, wenn nichts Unrechtes geschieht.«
»Für einen Zwischenfall, wie diesen, haben wir noch keine Lösung erdacht. Das ist das Problem.«
»Welcher Zwischenfall?«
»Den, den du darstellst. Das jemand von uns, in vollem Bewusstsein, aber ohne Auftrag und Kenntnis, zur Erde kommt.«
»Ich bin euer Problem?«
»Ja.«
»Die Lösung kann ich dir nennen: Schick mich zurück!«
Der Riese schüttelte den großen Kopf.
»Für dich gibt es kein zurück! Du wirst bleiben müssen, zumindest solange du lebst. Vielleicht gibt es, für dich gar keinen Weg zurück.«
»Wieso? Ihr wechselt auch nach Belieben.«
Der Besucher verneinte erneut.
»Nicht nach Belieben, sondern unter Einbehaltung der kosmischen Gesetze. Du hast sie übertreten.«
Er machte sich bereit zu protestieren, kam aber nicht dazu.
»Dagegen wirst du im Moment nichts ausrichten. Vielleicht finden wir eine Lösung. Für den Augenblick kann ich dir das nur sagen und dir raten, zu tun, was alle tun, die die irdische Ausweglosigkeit begreifen.«
»Was tun sie?«
»Sie feiern dieses Leben!«
»Das ist deine Lösung? Ich bin hier gefangen. Soll mir alles mitansehen und die Albernheiten der Menschen mit machen? Die ihre Fragwürdigkeit durch belanglose Unterhaltung verdrängen.«
»Das steht dir frei. Du kannst dich auch daran machen ihnen zu helfen, ohne zu verraten was du weißt. Wobei dir ohnehin niemand glauben würde. Oder du kannst dich selbst erkennen oder die Naturgesetze zu erforschen. Du kannst die Menschheit, um zeitlose Werke bereichern oder abseits im Schatten amüsiert beobachten, was das Weltendrama so zeigt.
Das alles steht dir frei.
Aber zurück – dass kannst du leider nicht. Wir Wächter wechseln hierher, nach einer umfangreichen Vorbereitung, sowie menschliche Astronauten lange trainieren, ehe sie in den Weltraum fliegen. Du aber hast die Rakete, als blinder Passagier betreten. Wärst du, nur bis zum Mond mitgeflogen, vielleicht hättest du die Reise überstanden. Aber du bist – um im Bild zu bleiben – bis zum Rand des Universums geflogen. Dir fehlt das Wissen, wie man zurückkommt und das Training den Rückweg auszuhalten.«
»Dann nimm du mich mit.«
»Das geht nicht. Von uns reist jeder allein.«
»Aber ich bin doch einem von euch gefolgt.«
»Ja – und das war sein Ende! Die Dimensionen-Tunnel die wir verwenden, sind einmalig und individuell. Wer den Kanal öffnet kann ihn benutzen. Wer den Kanal schließt kann ihn verlassen. Wenn aber, wie bei dir, du einen geöffneten Kanal nutzt und ihn schließt, kannst du ihn nicht öffnen. Derjenige der ihn geöffnet hat, geht verloren. Er wird überschrieben, wenn du so willst. Als würde ich einen Satz beginnen und du beendest ihn. Dann gibst du ihm den Sinn, du bestimmst und dominierst ihn.«
»Der Wächter ist tot, dem ich gefolgt bin?«
»Schlimmer du hast ihn ausgelöscht. Deshalb vertraue mir jetzt. Mache es nicht schlimmer, in dem du versuchst die Ereignisse auf der Erde zu verhindern oder zu bewerten. Lass mich dir zeigen, was geschieht. Vielleicht finden wir eine Lösung für dich.«
Er konnte nichts anderes tun, als zustimmen.

© E.S. 2024

6.

In front of him stood a giant of two meters. He didn’t wait, but pushed his way into the hotel room, pushing him aside, as one pushes aside a paper cup that stands in the way.
The intruder looked around at lightning speed as if looking for danger.
„Are you alone?“ The giant asked.
„Yes.“ He answered curtly and considered whether he should fight or flee.
„Have you spoken to anyone?“
„Sure, with the hotelier.“
The giant jerked his head around and stared at him.
It was not the watchman he had followed. But he could belong to him.
„You know what I mean: whether you’ve talked about it with anybody.“
There was no point in playing dumb.
„No, I haven’t.“
The intruder seemed relieved.
„That’s good.“
He closed the door of the room with a casual movement.
„Then let’s talk about what you’ve discovered.“
„That belongs before the council.“ He stated frankly. „I don’t see why we should talk. Whatever you do on earth is a crime.“
„You think so, because you don’t know everything.“
„Then explain it to me.“
The intruder thought.
„It’s not that easy.“
„Why? Take me back and I’ll audition. You can defend yourselves if nothing wrong happens.“
„We have not yet thought of a solution to an incident like this. That’s the problem.“
„What incident?“
„The one you represent. That one of us, in full consciousness, but without mandate and knowledge, comes to earth.“
„I’m your problem?“
„Yes.“
„I can tell you the solution: Send me back!“
The giant shook his big head.
„There is no turning back for you! You will have to stay, at least as long as you live. Perhaps there is no way back for you.“
„Why? You can also change at will.“
The visitor again said no.
„Not at will, but with the retention of cosmic laws. You have transgressed it.“
He prepared to protest, but did not get around to it.
„You won’t do anything about that at the moment. Maybe we’ll find a solution. For the moment I can only tell you this, and advise you to do what all who understand earthly hopelessness do.“
„What are they doing?“
„They are celebrating this life!“
„That’s your solution? I’m trapped here. Should I watch everything and go along with the silliness of the people? Who suppress their questionability with trivial entertainment.“
„That’s up to you. You can also set out to help them without revealing what you know. Although no one would believe you anyway. Or you can know yourself or explore the laws of nature. You can enrich humanity with timeless works or watch what the world drama shows off in the shadows.
All of this is up to you.
But back – unfortunately you can’t do that. We guardians move here, after extensive preparation, as human astronauts train for a long time before they fly into space. But you entered the rocket as a stowaway. If you had only flown to the moon, maybe you would have survived the journey. But you flew – to stay with the metaphor – to the edge of the universe. You lack the knowledge of how to come back and the training to endure the way back.“
„Then you take me with you.“
„That won’t do. Each of us travels alone.“
„But I followed one of you.“
„Yes—and that was the end of him! The dimension tunnels we use are unique and individual. Anyone who opens the channel can use it. Anyone who closes the canal can leave it. But if, as in your case, you use an open channel and close it, you can’t open it. The one who opened it is lost. It will be overwritten, if you will. It’s like starting a sentence and you end it. Then you give it meaning, you determine and dominate it.“
„The watchman I followed is dead?“
„Worse, you wiped him out. So trust me now. Don’t make it worse by trying to prevent or evaluate the events on Earth. Let me show you what’s happening. Maybe we’ll find a solution for you.“
He could do nothing but agree.

© E.S. 2024

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