Niemandsland – No man´s land – (2)

2.

Er wurde wach, wunderte sich, freute sich, dass er noch lebte. Der Wächter hatte ihn nicht gefunden, trotz der Möglichkeiten, über die er vermutlich verfügte. Das war ein kleiner Sieg. Heute musste er einen Weg finden, wie er dem Wächter weiter entkommen und nach Hause zurückkehren konnte.
Er konnte nicht zurück, wie er her gekommen war. Das erforderte die richtige Konstellation. Man schlüpfte nicht einfach so, durch einen Calabi-Yau-Raum, in eine andere, in viel weniger Dimensionen eingebundene Existenz.
Wenn er, die nächsten Tage, überstehen wollte, brauchte er einen Plan, der besser war, als der naive: seiner Neugierde zu folgen, um eine Verschwörung aufzudecken.
Er stand auf, ging ins Bad, um seinen Körper frisch zu machen.
Dieser Körper forderte eine Mengen Pflege: er wollten gewaschen werden, gefüttert, gewässert und entleert, er wollte Ruhe, wollte Stimulation, wollte Austausch und Interaktion. Er trieb ständig von einer Handlung zur nächsten.
Man konnte sich dem, nur in einem gewissen Grad, zur Wehr setzen. Das ging so gut wie gar nicht beim Atmen, schon etwas besser beim Essen und Trinken und für eine gewisse Zeit, ohne Pflege und Kontakt. Aber dann verkam der Körper, wurde hässlich und unbewohnbar und verwandelte sich in eine Gefängniszelle, in der man seine Jahre ausharren musste.
In der Nacht zuvor, hatte er Gestalten gesehen, mit fetten Leibern, schlechten Zähnen, mit Giften gefüllt, sodass sie kaum gehen und nicht mehr klar sprechen konnten. Ihre Hölle war nicht allein die Welt, es war ihr eigener Körper.
Er wusste nicht, in welchem Viertel er gelandet war. Der Wächter war ihm so dicht auf den Fersen, dass er nicht darauf achtete, wohin er floh, sondern nur darauf, dass er ihn, mit raschen Wechseln zwischen Taxis, Bussen und U-Bahnen, abhängen konnte.
Dazwischen hatte er immer wieder diese Gestalten der Nacht gesehen. Immer mehr von ihnen, als würde er sich dem Nest nähern, aus dem sie nach und nach hervorkrochen.
Vielleicht waren auch sie Opfer des Wächters. Aber so weit, das zu beurteilen, war er noch nicht.
Das kam später.
Jetzt hatte er andere Probleme: Wenn er einen Weg zurück, in sein Paradies finden wollte, musste er die passende Umgebung finden, mit den geeigneten Möglichkeiten. Keine, von der der Wächter annahm, dass er sie für die Flucht zurück verwenden konnte. Ein zweites Mal im Schatten des Wächter zu reisen, würde nicht gelingen.
Geld hatte er. Mit dem Geld, welches er dem Wächter gestohlen hatte, bekam er was er, für den Augenblick, brauchte.
Für die meisten Menschen hatte Geld eine große Bedeutung. Deshalb folgten sie den Regeln der Welt: Man lernte etwas, um eine Leistung anzubieten. Für diese Leistung erhielt man Geld, um andere Leistungen zu kaufen. Eine einfache Lösung für die, denen ihre Leistung viel Geld einbrachte, schwierig für alle anderen. Deshalb verfolgten manche ein anderes Prinzip: sie nahmen sich was sie brauchten, betrogen, täuschten und stahlen, was sie glaubten, dass ihnen zustand.
Aus der Not, war er diesem Prinzip gefolgt.
Er zog sich aus und beobachtete, wie sich die Oberfläche seines Körpers veränderte, sie wurde gröber und die Haare richteten sich auf. Er sah sich um und versuchte das verstehen.
Das Fenster war offen. Ein kalter Luftzug drängte sich herein.
Er fasste den Griff und schloss es. Aber sein Körper reagierte vorerst, weiter auf die Kälte.
Die Dusche war schmutzig. Ein alter Duschvorhang hing notdürftig an seinen Haken, die Fugen waren mit schwarzem Schimmel überzogen und der Wasserstrahl gurgelte schwach durch alte, verkalkte Rohre. Das Wasser allerdings war warm genug, um die Kälte zu besiegen.
Während er duschte, entschied er, dass es am besten war, für die nächste Nacht zu bleiben wo er war, um so wenig, wie möglich aufzufallen.
Der Wächter würde ihn nicht einfach finden.
Oder doch?
Kannte er die Identität aller Menschen? Wusste er, wer, wo, sein Leben auf der Erde büßte? Gab es eine umfangreiche Überwachung? Für die Wächter nicht schwer zu organisieren. Eigentlich unverzichtbar. Wie sonst wollten sie dafür sorgen, dass jeder Mensch genau das Elend erhielt, welches ihm bestimmt war?
Es mussten viele Wächter sein, das war nicht anders möglich.
Denn die Menschen mussten nicht nur überwacht werden, sie mussten auch unter Kontrolle gehalten werden. Sie wehrten sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit und Intelligenz gegen ihre Bestimmung zu leiden. Obwohl sie hilflos und ausgeliefert, in eine Welt geboren wurden, die ihnen zuerst ihre Ohnmacht bewusst machte begehrten sie auf.
Als ängstlich Tiere mussten sie um ihr Überleben kämpfen.
Ohne zu wissen warum, pflanzten sie sich fort, um das Elend zu erneuern, um auch in der nächsten Generation, alt und krank zu werden und zu sterben.
Es war eine lang angelegte Folter, gegen die sich die Gefolterten wehrten, ohne dem Widerstand müde zu werden. Ohne zu begreifen, dass ihnen die Rettung nicht gelang.
Es gab Krankheiten, also entwickelten sie Heilmittel. Dann kamen neue Krankheiten. So war die Pest gegangen und der Krebs gekommen.
Sie brauchten Nahrung und Wärme, also erfanden sie Technologien, um sich Häuser zu bauen und Felder zu bestellen und zerstörten damit die Umwelt, die sie brauchten, um zu leben.
Sie entwickelten Kultur und Zivilisation, um sich von einem wilden und primitiven Zustand weg zu entwickeln und führten, als Zivilisationen furchtbare Krieg, weil sie um Systeme, Rohstoffe, Kultur und Religion stritten.
Es war ein auswegloser Alptraum.
Was tat die Menschheit?
Sie legte sich wieder und wieder schlafen, um ihn zu träumen.
Und die Wächter sorgten dafür, dass der Schrecken nie endete.
Deshalb war auf der Erde, die Frage, wer sich diesen Alptraum ausgedacht hatte, nicht zu klären. Er musste zurück! Musste vor den Rat treten, um zu fragen, wer davon wusste. Wer entschied, dass diese Strafe verhängt wurde.
© E.S. 2024

*

2.

He woke up, surprised, happy that he was still alive. The guard hadn’t found him, despite what he probably had at his disposal. That was a small victory. Today he had to find a way to escape the Watcher further and return home.
He couldn’t go back the way he had come here. That required the right constellation. You didn’t just slip through a Calabi-Yau room into another existence in a much smaller dimension.
If he wanted to survive the next few days, he needed a plan that was better than the naïve one of following his curiosity to uncover a conspiracy.
He got up and went to the bathroom to freshen up his body.
This body demanded a lot of care: it wanted to be washed, fed, watered and drained, it wanted rest, wanted stimulation, wanted exchange and interaction. It was constantly drifting from one action to the next.
You could only resist this to a certain extent. This was almost impossible when breathing, somewhat better when eating and drinking and for a certain time, without care and contact. But then the body deteriorated, became ugly and uninhabitable and turned into a prison cell in which he had to endure his years.
The night before, he had seen figures with fat bodies, bad teeth, filled with poisons so that they could barely walk and could no longer speak clearly. There hell was not just the world, it was her own body.
He didn’t know which neighborhood he had landed in.The guard was so close on his heels that he paid no attention to where he was fleeing, only to the fact that he could outrun him, switching quickly between cabs, buses and subways.
In between, he had seen these figures of the night again and again.More and more of them, as if he were approaching the nest from which they were gradually crawling out.
Perhaps they too were victims of the watcher.But he was not yet ready to judge that.
That would come later.
Now he had other problems: If he wanted to find a way back, to his paradise, he had to find the right environment, with the right opportunities. None that the guard assumed he could use to escape back.Traveling in the Watcher’s shadow a second time would not work.
He had money. With the money he had stolen from the guardian, he got what he needed for the moment.
For most people, money was very important. That’s why they followed the rules of the world: you learned something in order to offer a service.For this service, you received money to buy other services. An easy solution for those who earned a lot of money for their service, difficult for everyone else. That’s why some followed a different principle: they took what they needed, cheated, deceived and stole what they thought they were owed.
Out of necessity, he had followed this principle.
He undressed and observed how the surface of his body changed, it became coarser and his hair stood up. He looked around and tried to understand.
The window was open. A cold draught forced its way in.
He grabbed the handle and closed it. But his body continued to react to the cold.
The shower was dirty. An old shower curtain hung makeshift on its hooks, the joints were covered in black mold and the stream of water gurgled weakly through old, calcified pipes.The water, however, was warm enough to beat the cold.
While he showered, he decided it was best to stay where he was for the next night to attract as little attention as possible.
The guard wouldn’t find him easily.
Or would he?
Did he know everyone’s identity? Did he know who, where and how they were living on Earth?Was there extensive surveillance?Not difficult for the guardians to organize.Essential, in fact.How else were they going to ensure that every person received exactly the misery they were destined for?
There had to be many guards, there was no other way.
Because the people not only had to be monitored, they also had to be kept under control. They resisted their destiny to suffer with astonishing tenacity and intelligence. Although they were born helpless and at the mercy of a world that first made them aware of their powerlessness, they rebelled.
As fearful animals, they had to fight for their survival.
Without knowing why, they reproduced to renew the misery, to grow old and sick and die in the next generation.
It was a long torture that the tortured resisted without getting tired of resisting.Without realizing that they could not be saved.
There were diseases, so they developed cures.Then new diseases came. So the plague left and cancer came.
They needed food and warmth, so they invented technologies to build houses and cultivate fields, destroying the environment they needed to live.
They developed culture and civilization to evolve away from a savage and primitive state and, as civilizations, waged terrible war as they fought over systems, resources, culture and religion.
It was a hopeless nightmare.
What did humanity do?
It went to sleep again and again to dream it.
And the guardians made sure that the horror never ended.
Therefore, on Earth, the question of who had thought up this nightmare could not be answered. He had to go back! Had to go before the Council to ask who knew about it. Who decided that this punishment was imposed.
© E.S. 2024

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2 Kommentare zu „Niemandsland – No man´s land – (2)“

  1. Noch ist unklar wohin die Reise gehen wird, aber lässt schon die eigenen Gedanken kreisen.

    Viele Grüße Dieter

    PS: Hab da einen kleinen Logikfehler gefunden „Er sah mich um ….“ sollte dies nicht „Er sah sich um..“ sein?

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